Autor dieses schaurig-schönen und dabei informativen Sachbuches ist der Philosoph Horst Günther. Thematisiert wird das Erdbeben von Lissabon und hier, wie die Natur die Welt ins Wanken brachte- "von Religion, Kommerz und Optimismus, der Stimme Gottes wie auch der sanften Empfindung des Daseins."
Wer sich ein wenig in europäischer Geschichte auskennt, weiß, dass 1755 die Hauptstadt Portugals von einem Erdbeben, in dessen Folge es einen Großbrand und einen Tsunami gab, nahezu vollständig zerstört wurde. Damals galt Lissabon als eine der blühendsten und reichsten Städte Europas, was dem Handel mit Amerika und Ostindien geschuldet war.
Man erfährt zunächst Wissenswertes über Lissabon im 18. Jahrhundert, liest von dem Gold, das damals über den Atlantik nach Portugal gekommen war und auch von den Diamanten, die den dortigen Reichtum mehrten, bei aller Zurückgebliebenheit des Landes in Bildung und in den Gewerben.
Trotz der großen Wohlhabenheit lagen Portugal und die iberische Halbinsel fernab von den europäischen Nachrichtenwegen. Es soll Wochen gedauert haben bis die Nachricht von dem Desaster nach Amsterdam gelangt war und sich von dort nach ganz Europa verbreitet hat.
Auch der Philosoph Voltaire hörte von den Geschehnissen in der Hauptstadt Portugals und schrieb spontan in einem Brief darüber. Später verfasste er ein Gedicht über das Erdbeben von Lissabon und erkannte, dass letztlich alles gut und notwendig gewesen sei.
Man liest über das philosophische und religiöse Denken jener Tage, auch darüber, was Kant im Hinblick auf die Geschehnisse von Lissabon dachte, die er unmittelbar neben Sodom stellte. Dabei staunt man nicht schlecht wie sehr die Philosophen damals mit diesem Unglück befasst waren und zwar nicht nur Kant und Voltaire, auch Rousseau und viele andere mehr.
Es führt allerdings zu weit an dieser Stelle, die Überlegungen all der Philosophen, die im Buch zur Sprache kommen, hier wiederzugeben. Gesagt werden kann, dass es u.a. um die Frage vom Übel in der Welt, von der Blindheit der Vorsehung, vom Zweifel an der Gerechtigkeit Gottes ging aber auch darum, dass es der Philosophie nicht gelungen war, die fast gelösten Rätsel der physikalischen Welt mit den beinahe unlösbaren Rätseln der moralischen Welt in Übereinstimmung zu bringen.
Ein Buch, das ich gerne empfehle, weil es nicht nur das dramatische Geschehen skizziert, sondern auch das Intellektualisieren dazu im Nachgang.
Helga König
Überall im Fachhandel erhältlich.
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